Seit Anfang August herrscht im Nordwesten Jemens Krieg. Das
jemenitische Militär, inzwischen unterstützt von Armee und
Luftwaffe Saudi-Arabiens, bekämpft die Bewegung der Houthis,
denen sie vorwirft, vom Iran militärisch und finanziell
unterstützt zu werden.
Die Houthis gehören zur starken Minderheit der Zaiditen im
Jemen, einer schiitischen Strömung des Islam, die vor allem
wegen ihrer Unbeugsamkeit bekannt ist. Seit dem 12.
Jahrhundert bestand in der Region ein Imamat der Zaiditen,
das zeitweise über den ganzen Jemen herrschte. Anfang der
1960er Jahre wurde es gestürzt. Den Zaiditen steht eine
sunnitische Mehrheit gegenüber, die vor allem der strengen
Schule der Wahabiten folgen, wie sie in Saudi-Arabien
herrscht. Weil der Wahabit Osama Bin Laden ursprünglich aus
dem Jemen stammt, wird neben einer angeblichen schiitischen
Gefahr von den westlichen Verbündeten Jemens die Gefahr
einer neuen Al-Qaida heraufbeschworen. Arabische Staaten wie
Saudi-Arabien und Ägypten unterstützten die Regierung in
Sanaa.
Jemens Präsident Ali Abdullah Saleh, der selbst den Zaiditen
angehört, hat die Vernichtung der Houthi-Milizen
angekündigt, egal, wie lange der Kampf dauern werde. Die
Regierung sei »entschlossen, die Unruhen zu beenden«, und
werde »Sicherheit und Stabilität in der Provinz Sa’ada
wieder zum Recht verhelfen«, erklärte er vor Soldaten. Die
Bevölkerung ist aufgerufen, Blut für die Soldaten zu
spenden, was im Fernsehen übertragen wird.
Die US-Regierung sieht im Jemen darüber hinaus die Gefahr
einer angeblichen neuen Formation von Al-Qaida. Eine »Al-Qaidia
der Arabischen Halbinsel« habe Jemen zu ihrer neuen Basis
gemacht, erklärte einer der Oberstrategen im Kampf gegen den
Terrorismus, Michael Leitner, bei einer Anhörung vor dem
Komitee für Heimatschutz des US-Senats. Das Land könne zu
einer »gefährlichen Basis für Ausbildung und
Anschlagsvorbereitung« der neuen Al-Qaida werden, sagte er.
US-Präsident Barack Obama hat Jemen mehrfach die volle
Unterstützung im Kampf gegen Terrorismus zugesagt. Ein
verheerender Luftangriff Mitte Dezember, bei dem bis zu 70
Menschen getötet wurden, war US-Medien zufolge vom
US-Präsidenten abgesegnet und mit US-amerikanischem Know-How
durchgeführt worden.
Jemen ist das ärmste arabische Land mit 23 Millionen
Einwohnern und Zehntausenden Kriegsflüchtlingen aus Somalia.
Seit Beginn der Kämpfe gegen die Houthis 2004 wurden rund
175000 Menschen vertrieben. Aktuell spricht das UN-Hilfswerk
für Flüchtlinge, UNHCR, von weiteren 94000 Vertriebenen.
Junge Welt: http://www.jungewelt.de/2009/12-22/046.php