Junge Welt 22.12.2009 / Schwerpunkt / Seite 3

Hintergrund: Die Bewegung der Houthi

Von Karin Leukefeld
 
Seit Anfang August herrscht im Nordwesten Jemens Krieg. Das jemenitische Militär, inzwischen unterstützt von Armee und Luftwaffe Saudi-Arabiens, bekämpft die Bewegung der Houthis, denen sie vorwirft, vom Iran militärisch und finan­ziell unterstützt zu werden.

Die Houthis gehören zur starken Minderheit der Zaiditen im Jemen, einer schiitischen Strömung des Islam, die vor allem wegen ihrer Unbeugsamkeit bekannt ist. Seit dem 12. Jahrhundert bestand in der Region ein Imamat der Zaiditen, das zeitweise über den ganzen Jemen herrschte. Anfang der 1960er Jahre wurde es gestürzt. Den Zaiditen steht eine sunnitische Mehrheit gegenüber, die vor allem der strengen Schule der Wahabiten folgen, wie sie in Saudi-Arabien herrscht. Weil der Wahabit Osama Bin Laden ursprünglich aus dem Jemen stammt, wird neben einer angeblichen schiitischen Gefahr von den westlichen Verbündeten Jemens die Gefahr einer neuen Al-Qaida heraufbeschworen. Arabische Staaten wie Saudi-Arabien und Ägypten unterstützten die Regierung in Sanaa.

Jemens Präsident Ali Abdullah Saleh, der selbst den Zaiditen angehört, hat die Vernichtung der Houthi-Milizen angekündigt, egal, wie lange der Kampf dauern werde. Die Regierung sei »entschlossen, die Unruhen zu beenden«, und werde »Sicherheit und Stabilität in der Provinz Sa’ada wieder zum Recht verhelfen«, erklärte er vor Soldaten. Die Bevölkerung ist aufgerufen, Blut für die Soldaten zu spenden, was im Fernsehen übertragen wird.

Die US-Regierung sieht im Jemen darüber hinaus die Gefahr einer angeblichen neuen Formation von Al-Qaida. Eine »Al-Qaidia der Arabischen Halbinsel« habe Jemen zu ihrer neuen Basis gemacht, erklärte einer der Oberstrategen im Kampf gegen den Terrorismus, Michael Leitner, bei einer Anhörung vor dem Komitee für Heimatschutz des US-Senats. Das Land könne zu einer »gefährlichen Basis für Ausbildung und Anschlagsvorbereitung« der neuen Al-Qaida werden, sagte er. US-Präsident Barack Obama hat Jemen mehrfach die volle Unterstützung im Kampf gegen Terrorismus zugesagt. Ein verheerender Luftangriff Mitte Dezember, bei dem bis zu 70 Menschen getötet wurden, war US-Medien zufolge vom US-Präsidenten abgesegnet und mit US-amerikanischem Know-How durchgeführt worden.

Jemen ist das ärmste arabische Land mit 23 Millionen Einwohnern und Zehntausenden Kriegsflüchtlingen aus Somalia. Seit Beginn der Kämpfe gegen die Houthis 2004 wurden rund 175000 Menschen vertrieben. Aktuell spricht das UN-Hilfswerk für Flüchtlinge, UNHCR, von weiteren 94000 Vertriebenen.

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