Lea Langer wurde 1906 in einer jüdischen Familie in Dresden
geboren. Sie besuchte von 1922 bis 1924 die Kunstakademie
der Stadt und studierte anschließend bis 1926 an der
dortigen Akademie der Bildenden Künste, wo sie in die
Meisterklasse von Otto Gussmann aufgenommen wurde. Dort
lernte sie Otto Dix kennen, den sie als einen ihrer
entscheidenden künstlerischen Mentoren ansah. 1926 wurde sie
Mitglied der KPD und Mitbegründerin der Dresdner Sektion der
Künstlergruppe Asso. In der Folgezeit schuf sie die Zyklen »Harzburger
Front«, »Unterm Hakenkreuz«, »Der Jude ist schuld!«, »Krieg
droht!«, »Im Tal des Todes« und »Ghetto«. 1928 heiratete sie
den Maler Hans Grundig (1901–1958). 1935 erhielt sie
Ausstellungsverbot, im Mai 1936 wurde sie verhaftet. Wegen
Mitgliedschaft in kommunistischen Organisationen war sie von
Mai 1938 bis Dezember 1939 in Haft und emigrierte danach in
die Slowakei, 1940 nach Palästina. Im selben Jahr wurde Hans
Grundig, der seit 1934 ein Berufsverbot hatte, im KZ
Sachsenhausen interniert, später in ein Strafbataillon der
Wehrmacht abkommandiert. Er lief 1944 zur Roten Armee über
und kehrte 1946 nach Dresden zurück. Lea Grundig lebte bis
1942 im Flüchtlingslager Atlit, danach in Haifa und Tel
Aviv. Ende 1948 kam sie nach Prag, Anfang 1949 nach Dresden,
wo sie im gleichen Jahr eine Professur erhielt. 1961 wurde
sie Mitglied der Akademie der Künste, seit 1964 war sie
Mitglied des Zentralkomitees der SED und von 1964 bis 1970
Präsidentin des Verbandes Bildender Künstler der DDR. Sie
starb 1977.
1972 zahlte Lea Grundig ein Stiftungsguthaben für die Hans-
und Lea-Grundig-Stiftung der Universität Greifswald ein. Aus
den Mitteln der Stiftung soll jährlich ein Preis verliehen
werden, der herausragende künstlerische,
kunstwissenschaftliche und kunstpädagogische Leistungen von
Studierenden und Absolventen des
Caspar-David-Friedrich-Instituts für Kunstwissenschaften
würdigt. Seit 1996 wurde der Preis nicht mehr verliehen, da
der Name Lea Grundig von einigen Lehrkräften als nicht
vertretbar betrachtet wird. Der Institutsleiter bekundete
die Absicht, »ihm einen anderen Namen zu geben«. Eine
weitere Aufgabe der Stiftung besteht darin, die graphische
Sammlung des Instituts zu fördern.
Gegen den Umgang der Universität mit der Stiftung gab es
zahlreiche Proteste. In einer Stellungnahme des
Studierendenverbandes Die Linke.SDS hieß es im September
2009: »Es ist unfaßbar, daß eine jüdische Künstlerin, die
von den Nazis verfolgt wurde und wahrscheinlich nur
überlebte, da sie Exil in einem Kibbuz im Heiligen Land
gefunden hat, nicht mehr als ehrenwert gilt, während der
Antisemit Ernst Moritz Arndt weiter als Namenspatron der Uni
gehalten wird, da ein ›umfassendes Bild‹ von ihm gesehen
werden muß.« (jW)
Quelle: http://www.jungewelt.de/2010/02-20/052.php