Hintergrund: Die Malerin und ihre Stiftung

Junge Welt 20.02.2010

Lea Langer wurde 1906 in einer jüdischen Familie in Dresden geboren. Sie besuchte von 1922 bis 1924 die Kunstakademie der Stadt und studierte anschließend bis 1926 an der dortigen Akademie der Bildenden Künste, wo sie in die Meisterklasse von Otto Gussmann aufgenommen wurde. Dort lernte sie Otto Dix kennen, den sie als einen ihrer entscheidenden künstlerischen Mentoren ansah. 1926 wurde sie Mitglied der KPD und Mitbegründerin der Dresdner Sektion der Künstlergruppe Asso. In der Folgezeit schuf sie die Zyklen »Harzburger Front«, »Unterm Hakenkreuz«, »Der Jude ist schuld!«, »Krieg droht!«, »Im Tal des Todes« und »Ghetto«. 1928 heiratete sie den Maler Hans Grundig (1901–1958). 1935 erhielt sie Ausstellungsverbot, im Mai 1936 wurde sie verhaftet. Wegen Mitgliedschaft in kommunistischen Organisationen war sie von Mai 1938 bis Dezember 1939 in Haft und emigrierte danach in die Slowakei, 1940 nach Palästina. Im selben Jahr wurde Hans Grundig, der seit 1934 ein Berufsverbot hatte, im KZ Sachsenhausen interniert, später in ein Strafbataillon der Wehrmacht abkommandiert. Er lief 1944 zur Roten Armee über und kehrte 1946 nach Dresden zurück. Lea Grundig lebte bis 1942 im Flüchtlingslager Atlit, danach in Haifa und Tel Aviv. Ende 1948 kam sie nach Prag, Anfang 1949 nach Dresden, wo sie im gleichen Jahr eine Professur erhielt. 1961 wurde sie Mitglied der Akademie der Künste, seit 1964 war sie Mitglied des Zentralkomitees der SED und von 1964 bis 1970 Präsidentin des Verbandes Bildender Künstler der DDR. Sie starb 1977.

1972 zahlte Lea Grundig ein Stiftungsguthaben für die Hans- und Lea-Grundig-Stiftung der Universität Greifswald ein. Aus den Mitteln der Stiftung soll jährlich ein Preis verliehen werden, der herausragende künstlerische, kunstwissenschaftliche und kunstpädagogische Leistungen von Studierenden und Absolventen des Caspar-David-Friedrich-Instituts für Kunstwissenschaften würdigt. Seit 1996 wurde der Preis nicht mehr verliehen, da der Name Lea Grundig von einigen Lehrkräften als nicht vertretbar betrachtet wird. Der Institutsleiter bekundete die Absicht, »ihm einen anderen Namen zu geben«. Eine weitere Aufgabe der Stiftung besteht darin, die graphische Sammlung des Instituts zu fördern.

Gegen den Umgang der Universität mit der Stiftung gab es zahlreiche Proteste. In einer Stellungnahme des Studierendenverbandes Die Linke.SDS hieß es im September 2009: »Es ist unfaßbar, daß eine jüdische Künstlerin, die von den Nazis verfolgt wurde und wahrscheinlich nur überlebte, da sie Exil in einem Kibbuz im Heiligen Land gefunden hat, nicht mehr als ehrenwert gilt, während der Antisemit Ernst Moritz Arndt weiter als Namenspatron der Uni gehalten wird, da ein ›umfassendes Bild‹ von ihm gesehen werden muß.« (jW)

Quelle: http://www.jungewelt.de/2010/02-20/052.php